Thailand: Steht auf für den König! (CrossCultures 5)
Gastbeitrag von Rafael González García de Cosío
Momentan regiert in Thailand eine militärische Junta nach einem Putsch in 2014. Diese „Coups d’ État“ ergeben sich oft in diesem gespaltenen Land im Südosten Asiens. Allerdings blieb König Rama IX, anders als in anderen Königreichen, nach dem Putsch als Staatsoberhaupt an der Macht. Der thailändische König ist seit 1946 im Amt und ist eine der meist respektierten Persönlichkeiten des Landes.
Als Zeichen dieses Respekts wird die Nationalhymne im Radio täglich um 18:00 Uhr gespielt. Sein Bild steht auf jedem wichtigen Platz der Hauptstadt Bangkok. Um 18:00 wirkt auch jeder Bahnhof, Laden, U-Bahn Station wie gelähmt. Vor dem Anfang eines Filmes im Kino müssen die Zuschauer aufstehen und mitsingen (verstimmten Touristen wird vergeben). Denn die Thais müssen ihrem König Respekt zeigen. Dem europäischen Backpacker ist manchmal nicht klar, ob er denselben Respekt dem König gegenüber zeigen muss: Nichts darüber steht im Reiseführer, keiner gibt Ratschläge, aber es wird empfohlen, mitzumachen. Während der Verehrung bleiben nur Mönche (in oranger Tunika erkennbar) sitzen und viele Polizisten überprüfen die Ordnung.
In so einem konservativen Land muss man nun aufpassen. Aber konservativ heißt nicht unbedingt verschlossen. Die buddhistischen Mönche mischen sich ein wenig mehr mit den Bürgern als manche christliche Priester. Wer nicht nur Strände und leckeres Essen erleben will, sollte unbedingt um 5:00 Uhr aufstehen und durch die Straße ziehen. Dort paradieren die Mönche auf der Suche nach Reis, der einzigen Mahlzeit, die die schlanken, rasierten Menschen am Tag essen werden. Eine gar nicht so schlechte Diät, die sich viele von uns im Westen wünschen, samt der vielen Putzaktivitäten im Garten der Kultstätte!
Was besagen wissenschaftliche Untersuchungen über den Umgang mit Hierarchien in der thailändischen Kultur? Wo liegt der Unterschied in dieser Hinsicht zur deutschen Kultur? Wie können die Forschungsergebnisse auf die interkulturellen Probleme im Unternehmensalltag adaptiert werden?
Nach der Einordnung nach Hofstede, dem niederländischen Professor für Internationales Management, unterscheidet sich die thailändische Kultur in der Dimension Machtdistanz ziemlich stark von Deutschland. Die deutsche Kultur hat ein Bewusstsein der Machtgleichverteilung entwickelt, demgegenüber toleriert man in der thailändischen Kultur eher die Ungleichverteilung von Macht. Eine hierarchisch strukturierte Gesellschaft wird in Thailand akzeptiert, jedes Individuum nimmt einen Platz in der Gesellschaft ein. Zentralisierung in Firmen ist weit verbreitet und die Arbeitnehmer erwarten Weisungen von Vorgesetzten, behauptet Hofstede.
Trompenaars, Schüler von Hofstede und Wissenschaftler im Bereich der interkulturellen Kommunikation untersuchte, ob in Thailand Status angeboren ist oder durch individuelle Leistung erreicht werden kann. Er kam zum Ergebnis, dass in Thailand Hierarchien durch Leistungen von Personen aufgebaut und legitimiert werden und die Autorität durch Fähigkeiten und Wissen gerechtfertigt werden.
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