Japan: Eine einzigartige Gesellschaft (CrossCultures 1)
Gastbeitrag von Rafael González García de Cosío
Man befindet sich in einer engen, dunklen Gasse, kurz vor Mitternacht. Eine an der Wand aufgestellte Maschine beleuchtet eine Ecke. Der Fußgänger erkennt sofort, dass dort Wasser verkauft wird. Wir befinden uns in Japan, man kann bedenkenlos den Geldbeutel aus der Hosentasche herausholen. Empfehlenswert ist nur zu überlegen, ob man durstig genug ist, um 2€ für eine 500 ml Flasche auszugeben.
In Japan sehen die Straßen tagsüber anders aus. Der Fußgänger merkt, dass er grösser ist als normal. Die Fußwege sind ja enger, die Autos auch. Schon während des Frühstücks hat man festgestellt, dass die Wohnungsdecke nicht so hoch ist. Sofort denkt man an Godzilla. Die Japaner mögen sich groß sehen! Und wer noch einen großen Sumo-Kämpfer sehen möchte, muss unbedingt zum Stadium fahren und hoffen, dass einer der dicken Männer ein Autogramm unterschreibt.
Bei anderen Gelegenheiten muss man aufpassen. Die U-Bahn ist nämlich ein sehr ruhiger Ort, wo die Japaner besonders lautlos sind. Entweder lesen sie die Zeitung oder starren auf ihre Handys. Besonders auf den ruhigen Lebensstil der Japaner muss man sich vorbereiten, wenn man einen guten Eindruck machen will. Aufschreien ist auch nicht gut, wenn man unvorstellbare Begegnungen erlebt, nämlich das sogenannte ‘manji’, oder Hakenkreuz, das die buddhistischen Tempel verkündet. Die Rauchstäbchen im Bild werden in der Nähe des Asakusa Tempels im gleichnamigen Stadtviertel regelmäßig angezündet. Besonders für einen Deutschen kann das schockierend aussehen, aber am besten fragt man, wenn man etwas nicht erfassen kann.
Manji ist die japanische Bezeichnung für den Swastika, für das altindische Glückssymbol in Form eines Sonnenrades. Das Kreuzsymbol mit abgewinkelten Armen ist einer der ältesten Symbolen der Menschheit. Es findet sich bereits auf mehr als Zehntausend Jahre alten Darstellungen in Ägypten. Lorenz Jäger geht in seinem Buch “Das Hakenkreuz” der Geschichte dieses Zeichens nach und klärt, wie aus einem Symbol für Lebenskraft und Fruchtbarkeit ein Symbol für Terror und Massenmord wurde.
Mehr dazu:
Geschichte eines Symbols / Beitrag Deutschlandradiokultur
Japanknigge / AHK Japan